Wein und der richtige Umgang damit. Schon hier deutet sich an, was viele über Wein denken: „Kompliziert, nur was für Kenner und Besserverdiener“. Das ist natürlich Quatsch!
von Alex. Schilling / www.derweinblog.de
Die meisten Weine werden falsch temperiert. Rotwein trinken wir tendenziell zu warm, Weißwein zu kalt. Doch eine goldene Mitte, eine feste Temperatur bei denen sich alle treffen, gibt es leider nicht. Dennoch ist die Sache eigentlich ganz einfach.
Die oftmals genannte Zimmertemperatur für Rotwein ist übrigens eher hinderlich als hilfreich. Diese stammt noch aus Zeiten, als die Menschheit ohne Zentralheizung mehr oder weniger frierend durch die Jahrhunderte schritt. Wer einen Wein bei heutiger Zimmertemperatur trinkt - also etwa 22°C - tut sich damit überhaupt keinen Gefallen. Viel zu warm! Der Wein schmeckt nach Alkohol, die Aromenentwicklung ist alles andere als optimal.
Die 2er Regel – Weißwein raus, Rotwein rein…
...in den Kühlschrank. Fangen wir mal bei Rotwein an. Maximal sollten es 18°C sein. Dabei machen aber gerade Gastronome einen entscheidenden Fehler. Die kaufen sich für teueres Geld einen Weinklimaschrank, den sie dann auf 18°C einstellen. Beim Gast angekommen hat der Wein schon 19°C. Denn Wein wird natürlich wärmer, nicht kälter. Je länger der Gast also mit seinen Wein am Tisch sitzt, desto eher ist er alsbald bei der alten Zimmertemperatur. Beim Bewundern des Weinklimaschrankes also durchaus mal auf die angezeigte Temperatur achten und vielleicht doch ein Wasser bestellen…
Für die richtige Temperatur daheim braucht man etwas Zeit. Gerbstoffbetonte, auf der Zunge „pelzige“ Rotweine wie Shiraz vertragen die meiste Wärme, bis 18°C. Dafür legt man die Flasche in eine der untersten Fächer (Gemüsefach) des Kühlschrankes; unten ist es immer am kältesten. Dort herrschen je nach Bauart um die 5-7°C, da sollten ca. 30 Minuten ausreichen. Weichere Weine wie z.B. Spätburgunder vertragen es etwas kühler und frischer bei 16°C, hier kann man dann schon mal 40 Minuten anpeilen. Am Ende muss man einfach ein bisschen experimentieren und seinen Stil finden. Nach eigener Erfahrung „schafft“ man im Kühlschrank in 30 Minuten etwa 5°C.
Weißweine kühlt man dagegen erst richtig durch, um sie dann zum Temperieren herauszunehmen. Leichte, fruchtige; so genannte Sommerweine, trinkt man bei etwa 8-10°C. Man nimmt diese also etwa 15 Minuten vorher aus dem Kühlschrank heraus. Komplexere oder auch etwas reifere Weine vertragen schon ein bisschen mehr. Ein z.B. aus dem Holzfass kommender Weißburgunder macht sich etwas wärmer bei 12°C deutlich besser. Hier dann ca. 25 Minuten nach der Entnahme aus dem Kühlschrank warten. Über 14°C sollte man einem Weißwein aber nicht antun. Rosé sollte man ebenfalls nicht direkt aus dem Kühlschrank trinken, auch hier ist es besser etwa 10-12°C anzupeilen.
Wenn es mal schnell gehen muss:
In einem Sektkübel voll Eis schafft man je 10 Minuten etwa 5°C weniger. Je nach Ausgangstemperatur also mal ausprobieren. Am Ende muss Ihnen der Wein schmecken. Wenn Sie eiskalten Bordeaux zu heißen Himbeeren mögen, dann dürfen Sie das!
Schaumweine wie Sekt oder Champagner trinkt man ebenfalls eher kühl, also vielleicht bloß 10 Minuten nach der Entnahme aus dem Kühlschrank warten.