Wir stellen vor: Der Riesling


Riesling. DER Wein.

 

Den Konjunktiv kann man sich sparen: Riesling ist unter den weißen Rebsorten unbestritten die größte und bedeutendste Rebsorte. In der Tat kommt für viele Weinfreunde kein anderer Wein darüber. Maßstab hierfür sind nicht etwa die Verkaufszahlen oder möglichen Preise, da liegen andere dann doch noch drüber.
Mit Riesling betritt man ein sehr reichhaltiges Weinuniversum. Keine andere Rebe vermag mit einem derart breiten Spektrum an Aromen und Ausdrucksformen zu überraschen wie Riesling. Dennoch bewahrt er seine Sortencharakteristik und bleibt immer als Riesling erkennbar. Was Fans häufig suchen, ist sein besonderes Süß-Säure Spiel, die weltweit beliebten halbtrockenen „Möselchen“ tragen zum immer noch währenden Weltruhm bei.
Jeweils abhängig von seiner Herkunft, dem Alter der Reben und dem Boden auf dem er wächst, lassen sich feine, tiefgängige Weine erzeugen. Für viele deutsche Winzer ist Riesling das Aushängeschild des Betriebes.

 

Zugegeben, die doch meist höhere Säure - im Fachjargon spricht man von markant - macht so manchem Zeitgenossen aber Probleme; gerade mit zunehmendem Alter. Noch kann ich mir erlauben, eben auf jene Säure abzufahren und freue mich über den Kick im Glas immer wieder aufs Neue.
Wer nicht auf die Droge Riesling verzichten möchte, kann sich vielleicht mit einem kleinen Kniff helfen: Grundsätzlich sollte man beim Weintrinken immer ein Glas Tafelwasser dazu nehmen. Persönlich trinke ich 1:1, also großes Glas Wasser und etwa 0,1 bis 0,2 Liter Wein. Schaut man dann noch auf den Gehalt an Hydrogencarbonat im Wasser, kann es mit der im Magen tobenden Säure bedeutend einfacher sein. Es sollte ein Wasser mit einem Wert ab 300mg sein; nach oben gibt´s da keine Grenze.

 

Riesling Trauben

 

Im Weinberg

 

Ein großes Problem für Riesling könnte die Klimaerwärmung werden. Winzer bekommen diese seit Jahren im Weinberg zu spüren. Die Tatsache, dass sich Deutschland immer mehr auch als Rotweinland etabliert, ist mitunter der globalen Erderwärmung geschuldet.
Riesling aber ist eine frostbeständige Rebe, in zu warmen Gegenden reift sie zu schnell und wird dann auf der Flasche eher ausdruckslos und dünn. Riesling treibt recht spät aus, vor Spätfrösten ist er somit deutlich sicherer als so manch andere Rebsorte.
Dabei tut es dem Riesling gut, wenn er lange und langsam reifen kann. Oftmals lassen ihn ambitionierte Winzer bis Mitte November hängen, da wurden alle anderen Reben schon längst geerntet.

 

Nicht jeder Untergrund ist für die Rebe geeignet. Dennoch wird er in allen Anbaugebieten der Nation angebaut. Magere, auch kalkhaltige Böden eignen sich gut, allgemein sind es so genannte Urgesteinsböden. Schwere und nasse Böden die sich eigentlich eher für Kartoffeln eignen, werden dennoch gerne bepflanzt. Mit Wein kann man einfach mehr Geld verdienen, findet man dann bei Aldi und Co. ab 1,8o€ die Flasche.
Gefördert wird das sicher auch durch die Tatsache, dass die bei allen Rebsorten eigentlich obligatorische Ertragsminderung zur Steigerung der Qualität bei Riesling locker gehandhabt werden kann. Wo andere Rebsorten bei 60 -70 hl/ha schon längst nur noch ausdruckslose Wässerchen ergeben, kann man mit solchen Mengen bei Riesling noch ordentliche Ergebnisse erzielen; für den Winzer also durchaus eine lukrative Sorte.

 

Weltwein

 

Der deutsche Weinbau ist für seinen Riesling bekannt. Immerhin steht in den 13 Anbaugebieten etwa die Hälfte der weltweiten Bestände. Besonders spannende Herkunftsgegenden sind für mich z.B. die Nahe, hier ändert sich der Boden alle paar Meter und sorgt so für unterschiedlichste Weine. Auch im Rheingau, dem Erfinder der Spätlese, versteht man langsam, dass das im letzten Jahrhundert erworbene Prestige verblasst und Konsumenten heute andere Interessen haben, als nur große Namen von den Etiketten zu lesen. Immerhin hatte der Rheingau vor 100 Jahren einen Weltruf, wie man ihn heute vielleicht von Bordeux-Weinen kennt. Ähnlich war es einmal an der Mosel: Das Moselnest Traben-Trarbach war einst einer der Mittelpunkte des europäischen Weinhandels und wurde in einem Atemzug mit Bordeaux genannt.

 

In Europa ist sicher das Elsass als bedeutender Erzeuger zu nennen, von hier stammt auch die älteste schriftliche Aufzeichnung der Rebe aus dem Jahr 1477. Im übrigen Frankreich ist Riesling als Rebsorte übrigens nicht zugelassen. Er wächst aber auch in der Schweiz, Österreich, Slowenien, Kroatien, Tschechien, seit 2014 auch wieder in Russland…
Australien und Neuseeland haben ebenfalls Weinberge mit Riesling bestockt, gerade in Australien haben viele Winzer europäische, wenn nicht sogar deutsche Wurzeln. Oft wirtschaften diese Betriebe bereits seit dem 19. Jahrhundert im Süden des Kontinentes in South Australia und New South Wales.
In Nordamerika sind in den USA etwa 2000ha mit Riesling bestockt, im Osten in New York State, im Westen in den Bundestaaten Oregon, Kalifornien, Washington sowie Kanada.

 

 

Der Einstieg

 

Gute, oft als alltagstauglich oder Basiswein bezeichnete Rieslinge bekommt man heute für ca. 6€ ab Hof. Nach oben gibt es natürlich keine Grenzen. Wer mag kann für einen Riesling auch 300€ hinlegen, das muss dann noch nicht mal eine Auslese oder gar Eiswein sein. Vernünftige Grenzen nach oben sind für mich aber etwa 15€. In diesem Rahmen ist die Wahrscheinlichkeit „was Vernünftiges“ zu bekommen sehr hoch, wobei das natürlich immer Ansichtssache ist.
Wer aber die Rebe in all seinen Facetten kennen lernen möchte, wer auf Weinbildungsreise will, muss auch mal über diesen Preis gehen. Dafür sollte man sich aber auch Zeit nehmen…

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Weinzeit!