Weinkolumne von Axel Biesler: HOCH HINAUS


Bezahlbare Rotweine aus der nordspanischen Weinbauregion Ribera del Duero sind rar gesät. Ihre besten zählen heute zu den wertvollsten Weinen Spaniens. Der Unternehmer José Maria Basconcillos gründete sein Weingut im Jahre 2000 und setzt konsequent auf historische Lagen in luftigen Höhen.

--> Hier findest Du alle Weine von Domino Basconncillos.

VON AXEL BIESLER

15 Volumenprozent Alkohol sind auf dem Rückenetikett des »Finca de Altura« der Dominio Basconcillos verbucht und dennoch ist dieser wunderbar saftige Wonneproppen alles andere als ein brandig anmutender Rotwein. Er mag in diesen Zeiten beinahe anachronistisch anmuten. In Wahrheit ist er es aber nicht, sondern nur ein köstlicher Weinzeuge unserer Zeit. Denn auch in der Weinwelt erleben wir momentan einen Schlankheitswahn: Je karger und alkoholreduzierter – so scheint es fast – ein Tropfen ist, desto frenetischer wird er von der Fachwelt abgefeiert. So recht passen mag das zur derzeitigen Klimaentwicklung allerdings nicht. Wenn Durchschnittstemperaturen jedes Jahr ansteigen und Niederschläge immer seltener werden, bilden Trauben in aller Regel mehr Zucker und die Weine geraten in der Folge alkoholischer.

Bei Rotweinen mag das bisweilen weniger problematisch sein, da ihr Aroma weniger von Säure als von Gerbstoff und Extrakt gesteuert wird. Weißweine kommen mit den Veränderungen weniger gut zurecht, wenn elegante Sorten mangels Säure und zu viel Alkohol ihren originären Charakter zunehmend verlieren. In der nordspanischen Region Ribera del Duero spielen weiße Tropfen keine Rolle. Platzhirsch ist damals wie heute die rote Varietät Tempranillo, die hier auf den lokalen Namen Tinta del Pais hört. Der Weinbau hat es mittlerweile auf über 1000 Meter geschafft. Extreme Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht lassen die Trauben in den luftigen Höhen lange ausreifen und konservieren ihre natürlichen Säuren.

Platzhirsch damals wie heute ist der Tempranillo

Ribera del Duero war bis in die achtziger Jahre eine fast vergessene Weinregion. »Vega Sicilia« galt lange Zeit als das einzige Weingut mit internationalem Renommee. Das änderte sich schlagartig, als zahlungskräftige Investoren die Region für sich entdeckten, neue Weingüter gründeten und ihre Gewächse vom ersten Jahrgang an für vergleichsweise horrende Preise auf den Markt brachten. Aus der Ribera del Duero kommen heute die mithin teuersten Rotweine Spaniens, entsprechend hoch fallen auch die Preise für das Land aus. Der erfolgreiche Unternehmer José Maria Basconcillos ließ sich davon nicht schrecken und schaute sich eine lange Zeit in der Gegend um, bevor er einige hoch gelegene Weinlagen entdeckte und sich im Jahr 2000 dazu entschloss, sein eigenes Weingut in der prestigeträchtigen Region Ribera del Duero zu gründen.

Seitdem entstehen auf dem Gut nicht nur großartige Weine aus der Leitsorte Tinta del Pais, Basconcillos leistet sich auch die Chuzpe, sie für einen unverschämt günstigen Preis auf den Markt zu bringen. Ob er die Konkurrenz mit diesem Schachzug provozieren will, muss an dieser Stelle eine Mutmaßung bleiben. Gut zu wissen ist es allemal: Rotweine aus der Ribera del Duero müssen nicht zwangsläufig auch immer sehr viel Geld kosten. Die Trauben des eingangs erwähnten 2018 »Finca de Altura« wachsen auf knapp 1000 Metern Höhenmetern, werden händisch gelesen und auf der Maische spontan vergoren. Die Reifung erfolgt über sechs Monate in kleinen Holzfässern aus französischer Eiche. José Maria Basconcillos hat die Weinberge in diesen Hochlagen von Burgos aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.

Gut zu wissen: Rotweine aus der Ribera del Duero müssen nicht zwangsläufig teuer sein

Benediktinermönche gründeten bereits im 11. Jahrhundert in dieser nur vermeintlich unwirtlichen Gegend ein Kloster und betrieben erfolgreich Weinbau, dessen Herkunft sie »Paraje Alto del Cura« tauften, was sich sinngemäß mit »Hoher Ort der Seelsorger« übersetzen lässt. Neben dem Kloster gab es Mühlen und Bauernhöfe. Ein fruchtbarer Ort, der das Überleben seiner Bewohner sicherstellte. Starke Klimaschwankungen und die Reblausplage Ende des 19. Jahrhundert führten schließlich zum Niedergang der Landwirtschaft in der Provinz um Burgos. Von einst rund 50.000 Hektar Rebfläche in der Ribera del Duero waren in den achtziger Jahren nur noch knapp 5.000 übrig. Heute sind es wieder über 20.000.

Ein großer Genuss!

Je weiter man sich ins Portfolio der Weine von Dominio Basconcillos herantrinkt, desto feiner und distinguierter werden sie. Als Höhepunkt der Grandezza darf der 2017 »Viňa Magna« Crianza gelten, dessen saftig-kühle Frucht von wunderbar feinpolierten Gerbstoffen und glasklarer Säure begleitet werden. Neben der Leitsorte Tinta del Pais sorgt eine kleine Portion Cabernet Sauvignon für würzigen Gerbstoffbiss. Ein großer Genuss! Die jeweils für sechs Monate in französischem Eichenholz ausgebauten »Viňa Magna« aus den Jahrgängen 2017 und 2018 bestechen mit konzentrierter Frucht und geschmeidigen Gerbstoffen, sind ebenso fein wie konzentriert, aber nie überbordend.

Freilich, die 2014 »Viňa Magna« Reserva ist kein feingliedriger Wein. Das will sie auch gar nicht sein. Die Cuvée aus Tinta del Pais sowie kleinen Anteilen von Cabernet Sauvignon und Merlot reifte 24 Monate in französischen Barriques, bevor sie abgefüllt wurde und noch einige Jahre der Flaschenreife benötigen wird, um ihre anheimelnde, süß-konzentrierte Frucht gegen ihr würziges Terroir vollends einzutauschen. Womit auch die zwei Weinlinien von Dominio Basconcillos erklärt sind: Während die »Dominio Basconcillos«-Weine ihre Heimat ausschließlich mit der Sorte Tinta del Pais widerspiegeln sollen, werden die Gewächse der »Viňa Magna«-Linie bisweilen mit etwas Merlot und Cabernet Sauvignon gewürzt.

Ein großer Teil der Weinberge wird bereits ökologisch kultiviert

Was soll man sagen. Hier sorgt ein Weingut für Furore. José Maria Basconcillos hat das Weingut auf mehr als nur solide Beine gestellt. Er wird es in Zukunft ein wenig ruhiger angehen lassen und hat die Verantwortung mittlerweile an seine Töchter María Jose and Carmen übergeben. Sie werden das Projekt vor allem in Punkto biologisch-organischer Bewirtschaftung weiter vorantreiben. Ein großer Teil der Weinberge wird bereits ökologisch kultiviert. In naher Zukunft soll die gesamte Weinbergsfläche nicht nur biologisch, sondern auch nach biologisch-dynamischen Gesichtspunkten begleitet werden. Bei Dominio Basconcillos hat die Zukunft gerade erst begonnen.    

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Fotos: Dominio Basconcillos